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In Jakobs Zelt


Bereits zum dritten Mal hatte der KV Starnberg am 10. März zu einem Besuch in die Synagoge Ohel Jakob (=Zelt Jakobs) in München eingeladen. Wieder waren die Teilnehmerplätze schnell ausgebucht, denn das Interesse war groß und die Teilnehmerzahl beschränkt. Die Organisation lag in den Händen von Cornelia Micheler-Schulz.

Seit November 2006 hat die orthodoxe Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern eine neue, sehr beeindruckende Synagoge. Das Gebäude des Saarbrücker Architekturbüros Wandel, Hoefer und Lorch gehört zu den eindrucksvollsten und größten Synagogenneubauten in Europa. Die massive Natursteinfassade wirkt zunächst etwas erdrückend, erinnert aber dann im Kontext mit der Weite des St. Jakobs-Platzes an die Klagemauer in Jerusalem. Ganz im Gegensatz dazu steht darüber der luftige Glasaufbau mit dem Metallgeflecht, der die Zelte symbolisiert, in denen das Volk Israel während seiner 40-jährigen Wanderung durch die Wüste wohnte. Nichts ist hier zufällig, angefangen von der Grundsteinlegung und der Eröffnung an einem 9. November, der Reichskristallnacht und dem Datum der Zerstörung der alten Synagoge in der Herzog Rudolf-Straße. Die zehn Zahlenzeichen auf dem Hauptportal weisen auf die Zehn Gebote hin. Dass die Synagoge Ohel Jakob auf dem Sankt-Jakobs-Platz steht, ist ein Zufall. Ist in einem Fall der alttestamentarische Stammvater Jakob gemeint, so ist der andere Jakob, ein Jünger Jesu, nach dem das älteste in München noch bestehende Kloster benannt ist.

Vom benachbarten jüdischen Gemeindezentrum gingen wir einen unterirdischen Gang zur Synagoge hinüber, den "Gang der Erinnerung", einer Installation des Künstlers Georg Sonaca-Pollak. Auf Glasplatten sind 4500 Namen von Münchner Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, verewigt.

Der Innenraum der Synagoge mit 28 Metern Raumhöhe bietet 585 Sitzplätze und umfängt den Besucher mit der Zedernholzverkleidung und seiner schlichten Linearität mit einem Gefühl der Erhabenheit. Hinter einem bestickten blauen Samtvorhang an der nach Osten in Richtung Jerusalem ausgerichteten Wand, befindet sich der Thoraschrein. Links und rechts davon je ein siebenarmiger Leuchter (Menora), an dem jedoch nur sechs Kerzen aufgesteckt werden. Die Zahl Sieben bezieht sich auf die sieben Tage der Schöpfung, wobei eine Stelle unbesetzt bleibt für das Warten auf den kommenden Messias. In der Mitte des Raumes steht, wie in allen aschkenasisch-orthodoxen Synagogen, das erhöhte Lesepult (Bima) von dem aus die Thoralesungen gehalten werden. Die Predigt des Rabbiners wird in Deutsch gehalten wogegen die Gebete in Hebräisch gesprochen werden. Instrumentale Kirchenmusik gibt es im orthodoxen Judentum nicht, es erklingt ausschließlich die menschliche Stimme.

Zahlreiche interessierte Fragen wurden in der etwa eineinhalbstündigen Führung gestellt und die Teilnehmer erfuhren viel für sie Neues und Wissenswertes über den jüdischen Glauben. Das auch diesmal überaus große Interesse im Kreisverband an dem Thema lässt hoffen, dass der BLLV eine weitere Führung organisieren wird. Der Besuch der Synagoge kann nur mit Voranmeldung erfolgen. Das benachbarte Jüdische Museum ist außer Montag täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.


Foto Jochen Wessels


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